San Diego – Niedrige Vitamin-D-Konzentrationen gehen mit einem deutlich erhöhten Risiko auf einen Typ 1-Diabetes mellitus einher. Dies zeigt eine Fall-Kontroll-Studie in Diabetologia (2012; 55: 3224-3227), die sich auf die Untersuchungen von 2.000 US-Soldaten stützt.

Ein Vitamin-D-Mangel wird seit einiger Zeit als möglicher Risikofaktor für den Typ 1-Diabetes mellitus diskutiert. Er würde beispielsweise erklären, warum die Inzidenz der Erkrankung mit zunehmender geographischer Breite steigt und in den Industrieländern besonders stark zunimmt. Denn das defizitäre Vitamin D wird durch UV-Strahlung in der Haut gebildet. Wohnort und verändertes Freizeitverhalten der Kinder könnten durchaus zu einem subklinischen Mangel beitragen, vor allem wenn veränderte Ernährungs­gewohnheiten hinzukommen.

Der Präventivmediziner Cedric Garland von der Universität von Kalifornien in San Diego vermutet seit längerem einen derartigen Zusammenhang. Für die aktuelle Untersuchung konnte er Serumproben von 2.000 US-Soldaten untersuchen. Die Hälfte der Soldaten war einen Monat bis 10 Jahre nach der Blutentnahme an einem Typ 1-Diabetes erkrankt. Bei den anderen handelte sich um gesunde Kontrollen.

 

Die Auswertung liefert eine überraschend deutliche und dosisabhängige Assoziation. Das Fünftel mit den niedrigsten Vitamin D-Konzentrationen (unter 43 nmol/l) erkrankte 3,5-fach häufiger als das Quintel mit mehr als 100 nmol/l Vitamin D im Serum. Für die anderen Quintele wurde eine mit dem Vitamin-D-Defizit steigende Odds Ratio ermittelt. Diese Dosis-Wirkungsbeziehung ist in Fall-Kontroll-Studien immer ein Hinweis auf eine kausale Assoziation.

Den Beweis könnte allerdings nur eine Interventionsstudie liefern, in der durch ein verändertes Freizeitverhalten oder durch Supplemente für eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung gesorgt würde. Garland rät vorerst von einer eigenmächtigen Einnahme von Vitaminpräparaten ab. Zunächst sollte bei den Kindern ein Vitamin-D-Mangel nachgewiesen werden.

Die Menge des zu substituierenden Vitamins könnte gering sein. Nach den Berech­nungen von Garland würde bereits eine Serumkonzentration von 50 ng/ml die Hälfte aller Erkrankungen am Typ 1-Diabetes verhindern – sofern der Zusammenhang tatsächlich kausal sein sollte. © rme/aerzteblatt.de