Täglich oder wöchentlich - ist die tägliche Vitamin-D-Einnahme sinnvoller?

Ist die tägliche Einnahme von Vitamin D erfolgreicher als eine wöchentliche Dosierung?

Die Professoren Bruce Hollis und Carol Wagner, geschätzte Autoren zahlreicher Publikationen und erfolgreiche Forscher auf dem Gebiet von Vitamin D, haben im Jahr 2013 einen interessanten Übersichtartikel über die tägliche Vitamin-D-Einnahme im Vergleich zu wöchentlichen bzw. monatlichen kummulativen Dosierungen verfasst.

In diesem Artikel werden Gründe aufgeführt, warum die tägliche Dosierung von Vitamin D besser sein soll als die Bolusdosierung (wöchentlich, monatlich usw.).
Rund 60% der bis zum heutigen Tag publizierten klinischen Studien zur Wirkung von Vitamin D benutzen Bolusdosierungen & somit keine tägliche Einnahmen.

Viele dieser Studien gipfelten in einem negativen Ergebnis. Man konnte keinen positiven Effekt durch die Vitamin-D-Einnahme feststellen. Warum?

Der Grund könnte darin bestehen, dass die aktuell gültige Annahme über die Verstoffwechselung und Aktivität von Vitamin D völlig falsch ist.
Der Status Quo (man spricht von der autokrinen Theorie) besagt, dass die gesamte ursprüngliche Verbindung (Vitamin D) in die Leber transportiert wird, wo sie zu 25(OH)D umgewandelt wird. Dieses 25(OH)D wird danach an das VDBP (Vitamin-D-Binde-Protein) gebunden, durch den gesamten Körper transportiert, und in 33 unterschiedlichen Geweben verbraucht.
Die Zellen dieser Gewebe absorbieren 25(OH)D durch die Zellmembranen, wo es wiederum zu 1,25(OH)D, dem eigentlichen Steroidhormon namens Calcitriol, umgewandelt wird und seine Aktivität durch Genregulation entfaltet.

Und genau hier könnte ein grundsätzlicher und damit fataler Fehler versteckt sein:
Denn 25(OH)D wird stark an das VDBP (Vitamin-D-Binde-Protein) gebunden, so dass nur wenige Moleküle frei vorkommen, um dann passiv durch die Zellmembran zu diffundieren.

Der 25(OH)D/VDBP-Komplex kann zwar ebenfalls durch die Zellmembran transportiert werden, jedoch nur mithilfe spezieller Transportproteine, die bis heute nur in sehr wenigen Geweben gefunden wurden.

Die neue Theorie von Hollis und Wagner besagt, dass eben die ursprüngliche Verbindung, also das Vitamin D in freier Form, durch die Zellmembranen diffundiert und so das Zellinnere erreicht. Aufgrund der niedrigeren Affinität zu VDBP (Vitamin-D-Binde-Protein) wird nur wenig Vitamin D gebunden und liegt somit frei im Serum vor. Das erlaubt es dem Molekül, passiv durch die Zellmembran zu diffundieren und zu Calcitriol metabolisiert zu werden.

Dieser Mechanismus würde erklären, warum das Vitamin D so schnell (12-24 Stunden) aus dem Serum verschwindet. Es wird durch die Zellen absorbiert. Ein prominenter Vitamin-D-Experte Professor Hector DeLuca sagt folgendes über die aktuell geltende Annahme bezüglich Vitamin D:
„Es ist immer noch nicht klar wie die autokrine Produktion von Calcitriol funktioniert. Ich weiss, dass bei Tieren ohne die Nieren das Serum-Calcitriol nicht detektierbar ist (sprich die Konzentration ist weniger als 5 ng/ml). Allerdings gibt es bei Erkrankungen wie Sarkoidose eine Produktion von Calcitriol ausserhalb der Nieren (extra-renal). Wie auch immer gibt es keine überzeugenden in vivo Experimente, die eine Produktion von Calcitriol asserhalb der Nieren zeigen. Es gibt aber viele in vitro (im Reagenzglas) Untersuchungen, die zeigen, dass extra-renale Zellen Calcitriol produzieren können. Es ist jedoch fraglich, ob solche in vitro Experimente reale Situationen im lebendigen Organismus abbilden.“

Weiterhin führt Professor DeLuca aus: „Wir wissen bereits aus VDBP-Knockout-Experimenten (Experimente an Tieren, die kein VDBP mehr enthalten), durchgeführt durch Nancy Cook, dass Tiere ohne VDBP (Vitamin-D-Binde-Protein) keine Abweichungen in Bezug auf Vitamin-D-Funktionen aufzeigen (Safadi et al., J. Clin. Invest. 103:239-251, 1999), also muss es einen anderen Weg geben, wie es in unterschiedlichen Geweben ankommt.“

Wenn Hollis und Wagner Recht haben, dann erklärt das, warum so viele Studien, die eine Bolusdosierung mit wöchentlichen oder monatlichen Gaben als Grundlage haben, zu einem negativen Ergebnis kommen. Beim Gebrauch einer solchen Dosierungsart werden sogar grössere Mengen an Vitamin D innerhalb weniger Tage aus dem Serum entfernt und sind somit nicht mehr verfügbar, um in die Zellen zu diffundieren und dort ihre Wirkung zu entfalten.

Quelle:

Hollis BW, Wagner CL. Clinical review: The role of the parent compound vitamin D with respect to metabolism and function: Why clinical dose intervals can affect clinical outcomes. J Clin Endocrinol Metab. 2013 Dec;98(12):4619-28. doi: 10.1210/jc.2013-2653. Epub 2013 Oct 8. Review.